Deutschen Gesellschaft für Limnologie e.V. Annual Meeting 2007 - Münster, Septembre 24th-28th, 2007.

Poster : Sind Steinschüttungen Ersatzrefugien vor schiffsinduziertem Wellenschlag für dass litorale Makrozoobenthos? Gabel F, Garcia XF, Brauns M, Pusch M.

Abstract

Schiffsinduzierter Wellenschlag führt zur verstärkten Verdriftung des litoralen Makrozoobenthos. Die Stärke dieses Effektes auf das Makrozoobenthos hängt jedoch von der Komplexität der litoralen Habitate ab, da die Refugialqualität eines Habitats mit zunehmender Komplexität zunimmt. Daher stellen insbesondere hochstrukturierte Habitate wie submerse Wurzeln den besten Schutz gegen Wellenschlag dar. Allerdings werden diese natürlichen Habitate entlang von Schifffahrtstraßen häufig durch Steinschüttungen ersetzt, die die Uferzone vor Erosion schützen sollen.

In dieser Studie wurde untersucht, welches Refugialpotenzial vor Wellenschlag Steinschüttungen im Vergleich zu submersen Wurzeln für das litorale Makrozoobenthos haben. Dazu wurden fünf Arten des litoralen Makrozoobenthos (Bithynia tentaculata, Calopteryx splendens, Dikerogammarus villosus, Gammarus roeseli und Laccophilus hyalinus) Wurzeln und Steinschüttungsstrukturen in einem experimentellen Wellenkanal angeboten. Die Individuen wurden zu Beginn jeden Versuchs auf eine offene Sandfläche, die den angebotenen Habitaten gegenüber lag, ausgesetzt. Von dort konnten sie uneingeschränkt die Habitate aufsuchen. Das Versuchsdesign beinhaltete sowohl Versuche mit Wurzeln oder Steinschüttungsstrukturen separat als auch Versuche mit Wurzeln und Steinschüttungsstrukturen zusammen. In jedem Versuch wurden die Arten nacheinander Wellen mit zunehmender Sohlschubspannung ausgesetzt. Weiterhin wurden Kontrollversuche ohne hydrodynamischen Stress durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Individuen aller Arten die Refugialhabitate, gleichgültig welchen Typs aufsuchten, wenn sie Wellenschlag ausgesetzt waren (gepaarter Wilcoxontest zwischen Wellen- und Kontrollexperimenten, P < 0,018 für alle Experimente). Allerdings wurden bei der Möglichkeit zwischen Wurzeln und Steinschüttungsstrukturen zu wählen, Wurzeln von drei Arten (D. villosus, G. roeseli und L. hyalinus) gegenüber der Steinschüttung bevorzugt, gleichgültig ob sie Wellen ausgesetzt waren oder nicht (Mann-Whitney-Test, P < 0,001 für alle Versuche). B. tentaculata and C. splendens zeigten keine Präferenzen für Wurzeln oder Steinschüttung (P > 0,05 für alle Versuche).

Insgesamt bieten Steinschüttungen Schutz vor schiffsinduziertem Wellenschlag für das litorale Makrozoobenthos. Die Qualität von Steinschüttungen als Wellenrefugium scheint aber begrenzt zu sein, da Arten hauptsächlich natürliche hochstrukturierte Habitatstrukturen bevorzugen. Für das Ufermanagement lässt sich ableiten, dass der ökologische Wert von Steinschüttungen als Wellenrefugium gegenüber Wurzeln als geringer einzuschätzen ist.

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